Hühner sind bemerkenswert intelligente, hochsoziale Lebewesen, die für ein glückliches Leben eine Herde brauchen. Damit das Zusammenleben in der Herde funktioniert, brauchen Hühner eine festgelegte Rangordnung, die sogenannte Hackordnung.
Die Hackordnung spiegelt die Hierarchie in der Herde wieder – wer hat das Sagen und wer wird weggepickt. Die Rangordnung ist angeboren und Teil des natürlichen Sozialverhaltens von Hühnern. Welches Huhn oben in der Hackordnung steht, hängt nicht nur von der Gesundheit oder Stärke des Huhns ab, sondern auch viel von ihrer Persönlichkeit.
Um zu verstehen, wie wichtig die Hackordnung ist und welche Rolle man als Hühnerhalter dabei spielt, ist es wichtig, sich zunächst den Zweck der Hackordnung anzusehen, wie sie zustande kommt und welche Faktoren sie beeinflussen. Dazu gehören die Größe, die Gesundheit und das Temperament der einzelnen Tiere sowie die vielen externen Faktoren, die wir uns ansehen werden, um die Hackordnung vollständig zu verstehen.
Der Zweck der Hackordnung
Wie bei anderen sozialen Tieren gibt es auch in einer Hühnerherde den Instinkt, Ordnung und eine feste Routine aufrechtzuerhalten. Durch die Ausarbeitung einer Rangordnung gibt es keinen Streit darüber, wer zuerst frisst, den besten Platz auf der Sitzstange einnimmt, zuerst ins Staubbad geht und bei allen Aktivitäten Vorrang hat. Hühner, die weiter oben in der Hackordnung stehen, holen sich das beste Futter und wählen als erstes ihren Nistkasten aus.
Die Rolle des Hahns in der Hackordnung
Wenn es in deiner Hühnerschar mehr als einen Hahn gibt, dann wird einer von ihnen das Sagen haben. Er steht an der Spitze der Hackordnung und darf sich mit den Hühnern paaren, während die anderen Hähne ihm aus dem Weg gehen. Er ist auch dafür verantwortlich, den Stall gegen Raubtiere zu verteidigen, Futter zu finden und sich allgemein um die Herde zu kümmern.
Lebt kein Hahn in der Herde lebt, übernimmt die ranghöchste Henne die Beschützerrolle
Der Ursprung der Hackordnung
Die Hackordnung ist ein Überbleibsel der wilden Vorfahren der Hühner – dem asiatischen Bankivahuhn. Bankivahühner leben in kleinen Gruppen mit einem oder mehreren Hähnen und einigen Hennen. Da es in ihrer natürlichen Umgebung viele Fressfeinde und nicht immer genügend Nahrung für alle Hühner gibt, hilft die Hackordnung dabei unnötige Kämpfe, um Futter zu vermeiden.
Die stärksten Hühner und Hähne, die in der Hackordnung weit oben stehen, dürfen als erste fressen und überleben so auch Zeiten mit wenig Nahrung. Diese Gene werden dann an die nächste Generation weitergegeben und sichern das Überleben der Art.
So hat sich die Hackordnung mit der Zeit evolutionär gebildet.
Etablierung der Hackordnung
Die Hackordnung entsteht schon früh in einer Herde, wenn sich die jungen Küken gegenseitig am Futtertrog picken, bzw. “hacken” und sich anrempeln, bis sich die Schwächeren zurückziehen und die stärkeren Küken zuerst fressen dürfen.
Junghennen und junge Hähne picken sich gegenseitig und führen kleine Rangkämpfe aus. Die Aggressionen und das Hacken in der Herde sind vorübergehend und selten ernsthaft, und es dauert nicht lange, bis sich die Lage beruhigt und die Hackordnung akzeptiert wird.
Änderungen in der Hackordnung
In der Herde kommt es immer wieder zu Veränderungen in der Hackordnung, da einige Hühner dominanter werden, andere dagegen durch eine Krankheit oder Verletzung geschwächt sind, was ihre Position in Frage stellt.
Neue Hühner in die Herde integrieren
Die Ankunft neuer Hühner in der Herde verursacht immer Stress, da die Hackordnung neu ausgehandelt werden muss. Um die Situation etwas zu entschärfen, sollte man die neuen Hühner schrittweise an die Herde gewöhnen. In den ersten Tagen sollten sie durch einen Zaun getrennt sein, damit sie sich gegenseitig sehen, aber nicht attackieren können
So können sich die Hühner schon einmal beäugen, bevor man die Neuankömmlinge zur Herde setzt. Auch wenn es zwangsläufig zu ein paar Zankereien kommen wird, sollten die neuen Hühner nach ein paar Wochen in die Herde aufgenommen werden.
Wie passt der Mensch in die Hackordnung?
Hier kommt der knifflige Teil. Hühner können sich bis zu hundert Gesichter merken und Personen erkennen, sodass man als Hühnerhalter auch ein Teil der Herde ist. Auch wenn man für die Hühner ein sehr merkwürdiges Huhn ist, werden sie versuchen herauszufinden, wo du in der Rangordnung stehst.
Hier ist es wichtig sicherzustellen, dass du in der Hackordnung ganz oben stehst. Wenn du von einer aggressiven Henne oder einem aggressiven Hahn herausgefordert wirst, solltest du nicht zurückweichen und sie sanft, aber bestimmt zurückweisen.
Hier gibt es einen Artikel darüber, wie man mit einem aggressiven Hahn umgeht.
Das Picken und Hacken ist während eines Ringkampfes ganz normales Verhalten. Als Hühnerhalter sollte man nur dann eingreifen, wenn ein Huhn so stark verletzt ist, dass es blutet. Oft führt das Auftreten von Blut zu verstärkter Gewalt gegen das Opfer, und es kann sogar getötet werden.
Der Unterschied zwischen Hackordnung und Mobbing
Halten die Angriffe länger als nur ein paar Tage an und sind gegen ein einzelnes Huhn oder eine kleine Gruppe gerichtet, kämpfen die Hühner nicht mehr um ihren Platz in der Hackordnung, sondern schikanieren ihre Opfer einfach.
Mobbing bei Hühnern wird durch mehrere Faktoren ausgelöst, darunter:
- Platzmangel im Auslauf, möglicherweise aufgrund der neuen Hühner.
- Langeweile, wenn es an Beschäftigungen mangelt.
- Futter- und Wassermangel und zu wenig Futterautomaten im Auslauf
- Stress aufgrund von Veränderungen im Tagesablauf, Bedrohung durch Raubtiere und Verlegung des Auslaufs an einen anderen Ort.
Während Kämpfe in der Hackordnung toleriert werden sollten, da sie zu einer friedlichen, harmonischen Herde führen, kann Mobbing sehr schädlich sein und zu Stress in der Herde, Verletzungen oder sogar zum Tod der Opfer führen. Dem muss Einhalt geboten werden, indem die Ursachen angegangen werden.
Tipps um Problemen mit der Hackordnung zu verhindern
Die Hackordnung ist ein natürliches Phänomen, das für die Stabilität in der Herde unerlässlich ist. Doch abgesehen von dem bereits erwähnten Mobbing kann es zu weiteren Problemen kommen, die sich mit ein paar Maßnahmen vermeiden lassen:
- Achte darauf, welche Rassen du mischst. Friedfertige Rassen wie Silkies, Orpington, Cochin und Australorp werden sich niemals gegen aggressive Rassen wie Altenglischer und Indischer Kämpfer, Asil und Sumatra-Hühner behaupten können.
- Achte darauf, dass im Stall und im Auslauf immer genügend Platz vorhanden ist, damit sich alle Hühner frei bewegen können – wenn sie zusammengepfercht sind und nicht genügend Futterstellen vorhanden sind, wird es ständig zu Streitigkeiten kommen.
- Mische dich möglichst nicht ein – lass die Hühner die Hackordnung unter sich regeln.
- Achte auf die Gesundheit der Herde, wenn einzelne Hühner krank werden, werden sie ihre Position in der Hackordnung sehr wahrscheinlich verlieren.
Fazit
Die Hackordnung ist ein faszinierendes soziales Verhalten, das in allen Hühnerherden auftritt. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens in der Hühnerschar und ist kein Ausdruck von Gewalt oder Brutalität, sondern sorgt für eine stabile und harmonische Herde.
Wenn du die Hackordnung in deiner Herde einmal verstanden hast, kannst du das Verhalten der einzelnen Hühner und ihre Interaktion mit den anderen in einem ganz neuen Licht betrachten. Das Hacken, Drängeln und gelegentliche Picken zeigt deutlich, wie die Hackordnung in der Praxis funktioniert, und ist nichts, was man abschaffen müsste.